Evin
Rosetta Stone
Sehr geehrter Herr Shaheed,
Ich sende Ihnen meine besten Grüsse,
Ich, Issa Saharkhiz, politischer Gefangener nach den
Protesten am Rande der Wahlen von 2009, habe seit meiner
Inhaftierung und Absitzen der Hälfte meiner Haftzeit
nicht einen einzigen Tage die Gelegenheit erhalten, mich
medizinisch behandeln zu lassen.
Sehr
geehrter Herr Ahmed Shaheed,
Die Nachricht über Ihre Ernennung zum UN
Menschenrechts-Beauftragten für den Iran hat mir und
vielen anderen politischen Gefangenen grosse Hoffnung
gemacht dass Sie die Öffentlichkeit über die
katastrophalen Zustände in den iranischen Gefängnissen
informieren werden.
Sehr
geehrter Herr Ahmed Shaeef,
Das, was gegenwärtig in den Gefängnissen der IRI
passiert ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und
nur vergleichbar mit den inhumanen "Behandlungen" der
Gefangenen in Stalins Zwangsarbeitslagern in Sibirien.
Das betrifft nicht nur diejenigen Gefangenen, die aus
politischen Gründen verurteilt wurden, sondern ein
Zustand unter dem alle Inhaftierten leiden müssen.
Sie haben sicherlich von dem furchtbaren Tod von Hoda
Saber gehört, der während eines Hungerstreiks vom
Gefängnisspersonal verprügelt wurde. Vorher kam ein
anderen Häftling, Mohsen Dokmechi ums Leben.
Bestimmt wissen Sie auch von meinen Gesundheitsproblemen
und dass mir die Aufseher die nötigen
Krankenhaus-Besuche verbieten. Ich werde Ihnen deshalb
die Details meiner medizinischen Leiden ersparen.
Ich möchte Sie mit diesem Brief davon in Kenntnis
setzen, dass ähnliche Todesfälle wie die geschilderten
hier jederzeit wieder passieren können. Für mich und
meine Mitgefangenen steht inzwischen fest dass das Ziel
und Strategie der hiesigen Haftbedingungen darin
besteht, die "protestierenden Gefangenen langsam und
geräuschlos umzubringen".
Die Behörden haben festgelegt, dass wir hier im
Gefängniss durch die Zustände langsam zerstört und
dadurch "geräuschlos" umgebracht werden sollen. Denn
selbst hier hinter den Gefängnissmauern stellt unsere
blose Existenz eine Bedrohung für das iranische Regime
dar.
Im Namen der Menschlichkeit und durch die Verantwortung
die Ihnen mit der Verleihung Ihres Amtes übertragen
wurde: tun Sie alles in Ihrer Macht stehende und
beginnen sie sofort damit, die Öffentlichkeit über die
furchtbaren Vorgänge die hier hinter den Gefängnissen
vor sich gehen.
Ich hoffe Sie verstehen die Dringlichkeit dieser
Angelegenheit und dass jede Verzögerung des Eingreifens
weitere Todesfälle unter der politischen Gefangenen zu
Folge haben kann..
Deshalb bitte ich Sie inständig sofort den Iran zu
besuchen. Sollten Ihnen die Behörden ein treffen mit den
politischen Gefangenen verwehren würde das nur einen
weiteren hilflosen Akt des IRI Regimes darstellen,
dessen Grundlagen ein reines Lügengebäude ist.
Issa Saharkhiz
Tir 1390
Rejaei Shahr Gefängniss